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Fleischkonsum und Gesundheit

2018-01-04 01:00

Heute steht der Verzehr von tierischen Produkten so scharf in der Kritik wie noch nie. Immer mehr Menschen entscheiden sich aus ökologischen oder tierethischen Gründen für die vegane Ernährung. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren immer mehr Studien von den gesundheitlichen Vorteilen der veganen Ernährung berichten. Parallel dazu bröckelt der Mythos von Fleisch als gesundem Lebensmittel. Ende des Jahres 2015 wurden verarbeitete Fleischwaren wie Wurst von der Weltgesundheitsorganisation WHO als krebserregend eingestuft und sind damit in derselben Kategorie wie Rauchen, Asbest und Alkohol. Schon länger ist bekannt, dass tierische Produkte zahlreiche Krankheiten begünstigen und dass Fleischkonsum die Lebenserwartung reduziert. Jetzt zeigt eine Studie des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums nicht nur auf, dass Fleisch das Risiko eines vorzeitigen Todes erhöht. Sie weist auch nach, dass neben den als schädlich bekannten Inhaltstoffen Nitrit und Nitrat auch das im Fleisch enthaltene Häm-Eisen zahlreiche Krankheiten begünstigt.

Die National Institutes of Health (NIH) sind Teil des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums und haben 1995 eine gigantische Bevölkerungsstudie begonnen. Die Leben von über 500.000 Menschen im Alter zwischen 50 und 71 Jahren wurden über einen Zeitraum von 16 Jahren begleitet. Ziel der Studie ist, mehr über den Zusammenhang zwischen Ernährung, Lebensführung und Gesundheit zu lernen. Dazu füllten die Teilnehmer Fragebögen zu ihrer Gesundheit und ihrem Lebensstil aus, darunter auch 124 Fragen zur Ernährung. Dieses Jahr veröffentlichten die NIH Ergebnisse bezüglich des Zusammenhangs von Fleischkonsum und Krankheiten.

Dazu wurde der Fleischanteil in der Ernährung betrachtet und unterschieden zwischen „weißem Fleisch“ von Geflügel und Fisch und „rotem Fleisch“ von Schwein, Rind etc. Parallel dazu wurde im Todesfall erfasst, woran die Person gestorben war. Nun unterteilten die Forscher die Teilnehmer in fünf Gruppen, je nachdem wie groß der Anteil an Fleisch in ihrer Ernährung war. Dabei gab es jedoch keine vegane oder vegetarische Gruppe, denn auch die fleischärmste Gruppe aß im Schnitt beträchtliche Mengen an Fleisch und Fisch.

Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd. Mit steigendem Konsum von rotem Fleisch nahm das Risiko eines vorzeitigen Todes zu. Personen, die mehr Fleisch aßen, starben demnach mit größerer Wahrscheinlichkeit an Krebs, Herz-, Lungen-, Nieren-, oder Lebererkrankungen, Schlaganfall, Diabetes oder an Infektionen. Das Risiko, an Krebs zu sterben war bei Personen, welche mehr Fleisch aßen bis zu 20 Prozent größer als bei den fleischarmen Personen. Auch das Risiko, an einer Herzerkrankung, Schlaganfall oder Diabetes zu sterben war in der fleischlastigen Gruppe 20 Prozent größer. Das Risiko einer tödlichen Lungenerkrankung war 70 Prozent größer und die Gefahr einer tödlichen Lebererkrankung war sogar mehr als doppelt so hoch.



In einem weiteren Schritt berechneten die Forscher im Auftrag des Gesundheitsministeriums den Einfluss von Inhaltstoffen in Fleisch. Dabei wurden die beiden Salze Nitrit und Nitrat unter die Lupe genommen und auch das in Fleisch enthaltene Häm-Eisen genauer betrachtet. Nitrit und Nitrat sind Bestandteile von Pökelsalz. Damit wird das Fleischprodukt länger haltbar gemacht, weil das Wachstum von Keimen gehemmt wird und zeitgleich dienen die Salze dem Erhalt der roten Farbe, welche von Kunden als Zeichen für Frische und Güte wahrgenommen wird. Werden Nitritsalze erhitzt, können sie mit den Eiweißbestandteilen im Fleisch sogenannte Nitrosamine bilden. Diese sind als krebserregend bekannt. Tatsächlich bestätigen sich auch in der amerikanischen Studie die krebserregenden Einflüsse von Nitrat und Nitrit. Zusätzlich wiesen die Forscher auch nach, dass die Salze in Fleischwaren das Risiko für Lungenerkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen erhöhten.

Besonders brisant ist die Untersuchung von Häm-Eisen. Häm-Eisen kommt ausschließlich in Fleischprodukten vor und ist bekannt dafür, dass es besser vom menschlichen Körper aufgenommen wird als nicht-hämisches Eisen, das hauptsächlich in Pflanzen vorkommt. Tatsächlich macht das Häm-Eisen nur 10 bis 15 Prozent des über die Nahrung aufgenommenen Eisens aus. Dennoch gilt Fleisch als Sinnbild für eine eisenreiche Ernährung. Häufig wird deshalb diskutiert, wie Vegetarier und Veganer den Eisenbedarf decken könnten. Dabei zeigt sich in Bevölkerungsstudien immer wieder, dass Veganer mindestens ebenso gut mit Eisen versorgt sind wie omnivore Menschen. Das Bild der gesünderen Eisenquelle bekommt jedoch Risse durch die Ergebnisse der US-amerikanischen Studie. Sowohl Krebs, Diabetes, Schlaganfall als auch Herz-, Lungen-, Leber- und Nierenerkrankungen nahmen mit Häm-Eisen zu.

Zusammengefasst kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass rotes Fleisch das Risiko eines vorzeitigen Todes an neun verschiedenen Krankheitsbildern erhöht. Dieses Risiko kann zum Teil auf Nitrit, Nitrat und das Häm-Eisen zurückgeführt werden.



Zeitgleich untersuchten die Forscher, ob weißes Fleisch, also Geflügel und Fisch, vergleichbare Gesundheitsrisiken barg. Die Gruppen unterschieden sich jedoch nur geringfügig in der Menge des konsumierten weißen Fleisches. Darum ist es nicht verwunderlich, dass die Studie zu dem Ergebnis kommt, weißes Fleisch würde die untersuchten Krankheiten nicht begünstigen. Daraus schließen die Autoren, dass eine Umstellung von rotem Fleisch auf mehr weißes Fleisch empfehlenswert sei. Zeitgleich erklären die Forscher auch, dass gesundheitliche Vorteile nicht vom weißen Fleisch selbst kommen würden, sondern vom Wegfall des roten Fleisches.

Es ist bekannt, dass auch Fisch gesundheitliche Risiken birgt. Fisch ist die größte Quelle von Quecksilber und besonders Thunfisch ist davon betroffen. Wildlachs aus der Ostsee ist bekannt für seinen erhöhten Dioxingehalt. Ebenso spielt die Belastung der Weltmeere mit Mikroplastik eine immer größere Rolle. Mikroplastik wurde bereits in Thunfisch, Kabeljau, Makrele, Miesmuscheln und Nordseegarnelen nachgewiesen. Aufgrund der hohen Antibiotikamengen, welche in der Massentierhaltung auch bei Geflügel eingesetzt werden, überrascht es nicht, dass in abgepacktem Geflügelfleisch multiresistente Keime nachgewiesen wurden. Heute werden über 68 Milliarden Vögel und nochmal unzählig mehr Fische getötet, weil Menschen immer noch deren Fleisch essen wollen.

Das Austauschen von Fleischsorten unterschiedlicher Tiere ist keine Option. Sowohl tierrechtlich als auch ökologisch ist der Verzehr von Fleisch, gleich welcher Tierart, eine Katastrophe. Die Studie des US-Gesundheitsministeriums beweist einmal mehr, dass der Mensch mit dem Konsum von Fleisch sogar sich selbst schadet.

 

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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