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Förderung von Tierversuchsalternativen in Niedersachsen: Minimalprogramm statt Spitzenleistung

2017-03-11 01:00

Pressemitteilung vom Bundesverband Menschen für Tierrechte vom 9.3.2017

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte wertet die gestern von der niedersächsischen Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) vorgestellte Förderung des neuen Forschungsverbundes "R2N"* zur Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch als Minimalinitiative, aber keinesfalls als Spitzenleistung. Dafür sei das Fördervolumen von 4,5 Millionen zu gering. Vor allem fehle aber eine Gesamtstrategie und eine Erfolgskontrolle der Fördermaßnahme.

"Bis eine neue tierversuchsfreie Testmethode praxisreif ist, kann es bis zu 15 Jahren dauern und sechs Millionen Euro Kosten anfallen. 4,5 Millionen verteilt über vier Jahre reichen also im besten Fall für die Entwicklung einer einzigen Testmethode. Forschungsgelder nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen, ist nicht zielführend. Der Ausstieg aus dem Tierversuch kann nur dann gelingen, wenn eine Gesamtstrategie, ein Umsetzungsmanagement und ein Erfolgsmonitoring existieren", so Dr. Christiane Baumgartl-Simons, stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.

Als vorbildlich betrachtet der Verband das Vorgehen in den Niederlanden. Das Nachbarland hat 2016 einen konkreten Abbauplan für Tierversuche auf den Weg gebracht. Bis 2025 wollen die Niederlande regulatorische Sicherheitstest und die Chargenprüfung von biologischen Produkten komplett mit tierversuchsfreien Methoden durchführen sowie Weltspitze für tierversuchsfreie Innovationen sein. Sogar für die Grundlagenforschung sollen 10-Jahres-Pläne zur Reduktion der Tierzahlen vorgelegt werden.

"Eine solche Planung wurde für den Forschungsverbund R2N aber nicht vorgestellt. Die Wissenschaftler setzen stattdessen weiterhin auf die für den Menschen riskanten Abläufe im Tierorganismus und forschen an Organen und Zellen von getöteten Tieren. Richtig wäre es, die Forschungsaktivtäten von R2N mit dem Vorhaben in den Niederlanden abzustimmen", fordert Baumgartl-Simons.

Die Tierrechtsorganisation bemängelt, dass der Schwerpunkt nicht auf der Weiterentwicklung humanspezifischer Methoden liegt. Dazu gehören "Krankheitsmodelle in der Petrischale" (Disease-on-a-Dish-Modelle) und die sogenannte „Human-on-a-Chip“ Technologie. Humanspezifische Krankheitsmodelle basieren auf Zellproben von Patienten. Sie sind aus wissenschaftlicher Sicht notwendig, weil sich Forschungsergebnisse aus Tierversuchen nicht zuverlässig auf die menschliche Situation übertragen lassen. Die Chiptechnologie kann ihrerseits dazu beitragen, unzählige Tierversuche in der Giftigkeits- und Medikamentenprüfung abzuschaffen. Sie ist außerdem mit Krankheitsmodellen in der Petrischale kombinierbar. Mit ihr könnten Krankheitsmechanismen an einem Organismus-ähnlichen menschlichen System gänzlich ohne Tierleid erforscht werden.

* Der Forschungsverbund "R2N – Replace und Reduce aus Niedersachsen – Ersatz und Ergänzungsmethoden für eine zukunftsweisende biomedizinische Forschung" geht auf eine Initiative des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums zurück. In dem Verbund haben sich die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), die Universitätsmedizin Göttingen, die Leibniz-Universität Hannover, das Deutsche Primatenzentrum und zwei weitere Institute zusammengeschlossen.

Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 0211/16345429
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de, E-Mail:  info@tierrechte.de

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