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Bartek über das Stuttgarter Taubenproblem

Leserbrief zu Artikel: Bartek über das Stuttgarter Taubenproblem

Erschienen in der Stuttgarter Zeitung 
am 15. Dezember 2023.

Ein Rapper mit wenig Einblick in die Biologie von Stadttauben

Ob man eine Kolumne wie die von Rapper Bartek veröffentlichen sollte, kann man kritisch sehen. Gerade deshalb möchte Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg ein paar der Aussagen aus dieser Kolumne aufgreifen.

Es war der Mensch, der Tauben in seine Abhängigkeit gezüchtet hat und als er sie nicht mehr brauchte, weil man das Huhn noch besser und anspruchsloser zu Höchstleistungen bzgl. Fleischansatz und Anzahl gelegter Eier züchten konnte, vor die Tür gesetzt hat. Stadttauben sind ausgesetzte Haustiere. Deshalb kann man sie nicht, wie es in der Kolumne getan wird, mit Wildvögeln wie Meisen und Amseln vergleichen. Stadttauben sind Straßentiere genauso wie Hunde und Katzen es in vielen Ländern sind. Auch Straßenkatzen leiden massiv in Deutschland. Stadttauben können sich nicht selbst versorgen, da wir ihnen viele natürliche Eigenschaften der Felsentaube abgezüchtet haben.

Sie nerven uns, so wie es in der Kolumne ausgedrückt wird, weil sie Hunger haben. ,,Ihr fliegt dorthin, wo Natur ist und findet euch Würmchen im Grass, Käfer in den Pfützen oder Raupen in den Bäumen. Wer hat euch in den Kopf gesetzt, dass Chips, Käselaugenbrötchen oder Börek das täglich Brot einer Taube sein sollten?“ Das waren wir Menschen. Aus der Not heraus fressen die Tiere unseren Müll, da sie von uns keine artgerechte Nahrung mehr bekommen, weil wir sie nicht mehr benutzen wollen.

Dass es so viele Stadttauben gibt, liegt daran, dass der Mensch ihnen einen ganzjährigen Brutzwang angezüchtet hat. Viele Küken verhungern unter den erbärmlichen Lebensbedingungen. Die Lebenserwartung einer Stadttaube, die das Kükenalter überlebt, liegt auch nur bei zwei bis drei Jahren. Heimische Tauben werden meist um die 10 Jahre alt.

Stadttauben wollen weder nerven noch dreist sein, sie möchten einfach überleben und so viele Menschen sind bereits blind für ihr tägliches Leid. Daher wünscht Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg sich Artikel, die Mitgefühl für die Tiere fördern, anstatt den Hass zu befeuern, dem die Tiere bereits alltäglich ausgesetzt sind. Das Jagen von Stadttauben ist als Belustigung für Kinder akzeptiert und überall sieht man Vergrämungsmaßnahmen wie Spikes und Netze, welche für die Tiere eine erhebliche Verletzungsgefahr bedeuten. Auch Bartek präsentiert Netze als geeignete Lösung, um die Tiere loszuwerden. Wo sollen sie denn aber alle hin, wenn niemand sie mehr haben will und sie sich nicht selbst versorgen können? Betreute Taubenschläge in ausreichender Anzahl sind hier die einzige Lösung.

© Tierrechte Baden-Württemberg