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Pferdeblut für Schweinefleisch

2017-04-12 01:00

Für die heutige Schweinezucht ist das Hormon PMSG nicht mehr wegzudenken. Durch die Gabe des Hormons wird dafür gesorgt, dass alle Zuchtsauen eines Betriebs gleichzeitig besamt werden können. Bereits einen Tag nach der Trennung von den Ferkeln des letzten Wurfs wird das Hormon verabreicht. In den nächsten Tagen werden die Tiere brünstig. Die Zahl der Nachkommen pro Wurf soll ebenfalls gesteigert werden.

Doch woher kommt dieses Hormon?

Das Hormon wird aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnen. In Südamerika gibt es dazu sogenannte Blutfarmen. Darin werden die Pferde mit Holzprügeln gefügig gemacht, bevor ihnen einmal pro Woche 10 Liter Blut abgenommen wird. Dazu wird eine Kanüle in die Halsvene gestoßen. Diese ist so dick, dass pro Minute ein Liter Blut herausfließt. Viele der Stuten brechen entkräftet zusammen und werden ohne tierärztliche Aufsicht allein gelassen oder mit erneuter Prügel weitergescheucht. Im Verlauf von elf Wochen verlieren die trächtigen Stuten dadurch bis zu 110 Liter Blut. Nach Recherchen der Animal Welfare Foundation stirbt bei dieser Prozedur fast jedes dritte Pferd. Diejenigen Stuten, welche nach den elf Wochen noch am Leben sind, verlieren das Fohlen. Entweder stirbt es aufgrund des immensen Blutverlustes im Körper ab oder es wird nachgeholfen und mechanisch abgetrieben, indem die Fruchtblase per Hand angeritzt wird.

Wie viele Tausend Pferde in Argentinien und Uruguay systematisch gequält werden, will keiner der Verantwortlichen benennen. Die Blutfarmen gelten als von der Europäischen Union zertifiziert und europäische Unternehmen berufen sich auf die Kontrolle von Regierungsbehörden. Allerdings gibt es in Uruguay keine Bestimmungen zum Schutz von Stuten zur PMSG-Produktion und auf Anfragen, wie die örtliche Kontrolle aussehe, bleiben die Behörden eine Antwort schuldig.

Tatsächlich scheint niemand gewillt zu sein, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen oder gar Konsequenzen zu ziehen. Für die südamerikanischen Länder ist es ein Millionengeschäft. Für den Import von 103 Gramm des Hormons nach Frankreich wurden beispielsweise 1,2 Millionen Dollar berechnet. Die europäischen Pharmaunternehmen verdienen ebenfalls fleißig mit. In Deutschland sind es IDT Biologika GmbH, MSD Tiergesundheit und Ceva Tiergesundheit GmbH, welche Hormonpräparate mit PMSG verkaufen. Ein Vertreter aus der Pharmaindustrie schätzt, 80 % der Schweinebetriebe nutzen die Hormonpräparate.

Ausgerechnet aus Niedersachsen, dem Bundesland mit der höchsten Schweinehaltungsdichte, meldet sich der Landwirtschaftsminister Christian Meyer zu Wort. Er sieht Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in der Verantwortung und fordert ein Importverbot. Dieser hingegen verweigert die Stellungnahme. Es liegt der Verdacht nahe, dass durch solche Maßnahmen schließlich der deutschen Schweinefleischindustrie Profit entgehen würde.

Obwohl seit Jahren immer mehr Landwirte die Schweinehaltung aufgeben, nimmt die Zahl gehaltener Schweine kontinuierlich zu. In Deutschland werden aktuell 27,3 Millionen Schweine in 24.400 Betrieben gehalten. Spitzenreiter sind Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit jeweils über 10 Millionen Schweinen. Baden-Württemberg belegt mit 2,7 Millionen Schweinen den vierten Platz im Bundesländervergleich.

Die Schweineindustrie ist jedoch nicht der einzige Industriezweig, welcher das PMSG verwendet. Es wird auch bei der Zucht von Hunden, Katzen, Rindern, Ziegen, Schafen, Pferden, Ratten, Affen, Kamelen, Reptilien und Amphibien eingesetzt.

 

Quellen:

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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