Eine amerikanische Tierärztin erzählt Folgendes: Ein Kunde, der seine Milchkühe noch Tag und Nacht auf der Weide hält, meldete, dass eine Kuh keine Milch mehr gab. Sie hatte auf der Weide geboren und abends das Kalb mit in den Melkstand gebracht. Man nahm ihr das Kalb sofort weg. Als sie am nächsten Abend wieder zum Melken kam, war ihr Euter fast leer, und so auch die nächsten Tage. Eine Untersuchung der Kuh ergab nichts. Elf Tage später fand der Bauer die Lösung des Rätsels: Die Kuh hatte Zwillinge geboren und ihrem Herrn nur eins gebracht, das andere aber im Wald bei der Weide versteckt und dort immer gesäugt und gepflegt.
„Natürlich" wurde nun auch dieses Baby in die Hölle der Kälberboxen geschickt...
Diese Tragödie ist nicht nur ein Beweis für Mutterliebe, sondern für die Fähigkeit zu komplexem Denken und Planen. Die Mutter opferte aufgrund von Erfahrungen ein Kind, um wenigstens das andere behalten zu können.
Im vergangenen Sommer habe ich hier die Geschichte vom Schwein Lotte erzählt, die kein Spanferkel werden sollte und glücklicherweise auf einem Tierschutzhof dann eine Heimat gefunden hatte. Doch leider ist Lotte kurz danach über die Regenbogenbrücke gegangen. 12 Jahre ist sie geworden und mit Ausnahme der letzten Tage hatte sie ein „saugutes“ Leben, viel Platz zum Toben, frische Luft, Sonne und, ganz wichtig, Matsch! Es war eine lange Zeit, in der wir erleben durften, wie intelligent und liebenswert Schweine sind. Lotte konnte ziemlich zänkisch werden, wenn es ums Fressen ging, aber sie war auch verschmust und sehr liebebedürftig. Doch nun war sie heimgegangen und der Stall so schrecklich leer. Aber wer im Tierschutz tätig ist weiß, dass leere Plätze nie lange leer bleiben...
Und so kam es auch. Eines Sonntags standen Besucher mit einem Bündel im Arm vor unserem Tor, nichts Besonderes eigentlich, denn es werden öfter Hunde, Katzen oder auch Häschen abgegeben. Aber das schwarze Köpfchen, das aus der Decke schaute, sah so gar nicht wie ein Hund aus ‒ es war ein kleines Ziegenböckchen! Das arme Ding wurde einem Ziegenhalter in einer Nachbargemeinde klammheimlich in seinen Stall gesetzt. Da seine Ziegen zur Landschaftspflege eingesetzt werden, konnte er es nicht behalten. Weil nicht auszuschließen war, dass der Kleine seine zum Teil trächtigen Tiere mit Krankheiten infizieren könnte, stand das Schicksal des Zickleins buchstäblich auf Messers Schneide, wenn kein Platz gefunden würde. Doch unser Stall war leer und hier war ein Tier in Not, also durfte „Meckerle“, wie wir ihn später genannt haben, natürlich bleiben. Als er aus seiner Decke gewickelt war, dann im Stall im Stroh stand, sahen wir erst, was für einen Kümmerling wir da aufgenommen hatten und in welch schlechtem Zustand der kleine Kerl war. Mager, mit stinkendem Dreck verkrustet, die Beinchen teilweise verdreht und umgeknickt, ein Bild des Jammers! Sein geschätztes Alter dürfte bei 6 bis 7 Monaten liegen, doch ist er viel zu klein, auch der Rumpf ist merkwürdig verkürzt. Was uns sofort auffiel, waren die fast geschlossenen Augen. War der Kleine etwa blind?
Doch die Veterinärin, die kurz darauf nach ihm schaute, meinte, dass es seitens ihres Amtes eine starke, aber leider nicht zu beweisende Vermutung gäbe, wo das Findelkind herkommt ‒ wahrscheinlich tierschutzwidrig ohne Tageslicht in einem Keller gehalten. Daher auch die verkrüppelten Beinchen, die auf starken Vitamin D Mangel hinweisen. „Meckerles“ erste Schritte bei uns führten ihn dann schnurstracks in das große Außengehege, in dem reichlich Büsche, Gras und Unkraut nur darauf warteten, abgeerntet zu werden ‒ und so geschah es dann auch. Von unserem Ziegenböckchen war über Stunden fast nichts mehr zu sehen. Die Besucher des Tierschutzhofes, die die Ankunft des Neulings miterlebt hatten und nun neugierig am Außengehege warteten um ihn zu betrachten, mussten schon sehr genau hinsehen. Klein wie er ist, verschwand er völlig unter den Grünpflanzen, total selig, sich endlich mal sattfressen zu können!
Unser neuer Stallbewohner ist inzwischen ein munterer kleiner Bursche geworden, der Licht und Sonne genießt, gerne draußen herumhüpft und seinem Namen „Meckerle“ nun auch endlich alle Ehre macht. Die ersten Wochen war kein Laut von ihm zu hören... Dank des reichhaltigen Futterangebots hat er zugenommen, die verdrehten Vorderbeinchen scheinen ihn im Moment nicht zu behindern, und so wie es aussieht, fühlt sich das „Meckerle“ rundum wohl. Mit „Lena“, einer unserer alten Hündinnen, verbindet ihn inzwischen eine wunderschöne Tierfreundschaft. Aber natürlich soll er nicht immer ohne Artgenossen bleiben. So sind wir nun auf der Suche nach einer kleinen Gefährtin für unser Böckchen und hoffen, schon bald 2 muntere Ziegen im endlich wieder belebten Stall zu haben. Ganz sicher wird unsere unvergessene Lotte, die jetzt im Tierhimmel ist, damit einverstanden sein.
Haben Fische Gefühle?
Christoph Küppers, Tauchlehrer
Wenn wir an Fische denken, dann kommen uns selten Worte wie Empfinden, Freundschaft, Leid oder Freude in den Kopf – ein Fisch ist ein Fisch und außer Schwimmen und Fressen tut er nicht viel.Doch stimmt das so?
Wer einmal mit einer Muräne Freundschaft geschlossen hat, betrachtet Fische plötzlich aus einem anderen Blickwinkel. Natürlich haben nicht viele Menschen die Gelegenheit, mit einem aalartigen Knochenfisch zu schmusen, und deswegen möchte ich hier meine Geschichte einer ungewöhnlichen Begegnung erzählen.lles begann mit einem für einen Tauchlehrer eher gewöhnlichen Tag. Meine Gruppe erwartete mich am Leuchtturm an der Südspitze von Fuerteventura. Mit viel Routine begannen die Vorbereitungen für einen Tauchgang am kleinen Muränenriff, und kaum im Wasser, sahen wir auch schon unser Ziel im klaren Meer vor uns Konturen gewinnen. Fasziniert schwebten wir am Riff entlang, als ich plötzlich in einer kleinen Höhle eine Muräne entdeckte. Bedenkt man den Namen unserer Umgebung, war das wenig überraschend, aber dieser Fisch war schwer verletzt, sein Kopf hatte üble Bissverletzungen von einem Artgenossen, die Muräne erschien apathisch. Das Bild ließ mich nicht mehr los und ich wagte später noch Tauchgänge mit Kollegen, die mit mir einig waren, dass dieses hilflose Geschöpf keine Überlebenschance hatte, war doch Jagen ausgeschlossen, und sobald mein Sorgenfisch die Höhle verließe, wäre er leichte Beute für andere Raubfische. Die Gedanken kreisten nur noch um die Rettung dieses Lebewesens, bis heute kann ich mir nicht erklären, warum mich dieses verletzte Tier nicht mehr losließ. Natürlich hatte ich auch Ängste. Wie würde die ja nicht ungefährliche Muräne reagieren, wenn ich mich näherte? Wie sollte ich das Vorhaben angehen, um einen drohenden Biss zu vermeiden? War es überhaupt möglich? Doch alle Bedenken wurden von dem Wunsch überlagert, zu helfen, die Frage war nur noch, wie. Beim nächsten Abstieg gab ich meiner Gruppe ein Zeichen, hinter mir zurück zu bleiben. Vorsichtig näherte ich mich der Höhle, in der die Muräne regungslos ausharrte. Meine Hand zu ihr zu bewegen, vermied ich, stattdessen sah ich ihr in die Augen, mein Gesicht direkt vor ihrem, nur wenige Zentimeter zwischen mir und dem Fisch. Es mag pathetisch klingen, aber ich konnte spüren, dass dieses Wesen verstand, dass ich nichts Böses wollte und als mein Luftvorrat zur Neige ging, wusste ich beim Auftauchen, was zu tun war. In der nächsten Besprechung mit den anderen Tauchlehrern, beschlossen wir einen Plan zur Fütterung unserer Muräne und so wurde aus dem Nachbarort Morro Jablo auch sofort Tintenfisch besorgt, der unseren Schützling vorm Verhungern retten sollte. Doch schon offenbarte sich das nächste Problem: Wie bekommen wir das Futter zur Muräne, ohne dass auf dem Weg zum Riff die allgegenwärtigen Brassen und andere Raubfische schon alles wegfressen? Für einen Nichttaucher erscheint die Lösung einfach, ein geschlossenes Gefäß müsste doch aufzutreiben sein. Der erfahrene Unterwassersportler weiß aber, dass sich die meisten Verschlüsse aufgrund des erhöhten Drucks nicht öffnen lassen. Tauchlehrer sind zwar keine Ingenieure, aber hier waren wir einfallsreich. In eine kleine Alukanne mit Deckel bohrten wir Löcher, die den Druck ausgleichen sollten, hinein mit dem Tintenfisch, und schon auf dem folgenden Nachmittagstauchgang folgte die Bewährungsprobe. Tatsächlich funktionierte alles reibungslos und auch die Muräne fand ich nach wie vor in ihrer Höhle. Der Fütterung stand nichts mehr im Wege. Mit Hilfe meines Schnorchels reichte ich dem entkräfteten Fisch ein Stück Tintenfisch. Eigentlich sind Muränen nicht für ihre Tischmanieren bekannt, aber die Verletzung und die Erschöpfung zeigten sich auch hier deutlich. Nur unter großer Anstrengung schlang das Tier das Futter herunter. Ermutigt und irgendwie angetrieben, dem lethargischen Fisch so etwas wie Vertrauen zu geben, nahm ich engeren Kontakt auf und fütterte das nächste Stück aus der Hand. Auch dieses wurde dankbar und ohne jegliche Aggression angenommen.
Von diesem Tag an besuchten meine Tauchkollegen und ich die verletzte Muräne zwei Mal am Tag, und natürlich hatten wir auch immer etwas Futter bei uns. Schon nach wenigen Tauchgängen stellten wir fest, dass das Tier immer mehr zu Kräften kam und auch, dass sie immer mehr Kontakt zu uns suchte. Nach einigen Tagen begann die Muräne sogar, uns aus ihrer Höhle heraus entgegen zu schwimmen, natürlich um ihr Futter abzuholen, aber auch, um uns zu begrüßen. Nach der vollständigen Genesung unseres Freundes stellten wir die Fütterung ein. Doch die Geschichte endet hier nicht, denn wir besuchten unsere Muräne noch öfter und auch ohne Futter suchte das dankbare Wesen unsere Nähe, umschwamm uns, schlängelte sich durch unsere Tauchjackets und genoss sogar unsere Streicheleinheiten. Das Gefühl, eine Muräne unter dem Kinn zu kraulen, kann ich nicht wirklich beschreiben, aber ich weiß, dass es sich nicht viel davon unterschied, auf der Straße einen kleinen Welpen zu liebkosen. Wir hatten eine sehr ungewöhnliche Freundschaft geschlossen, und die Frage, ob Fische Gefühle haben, ist für meine Kollegen und mich seit diesen Tagen eindeutig beantwortet.
„Attila“ und „Hamsterbäckchen“ – mit Wildschweinen auf Du und Du
Nach einem Dürresommer und Hungerherbst im Jahr 1959 fütterte der Jäger Richard Finke regelmäßig die abgemagerten Tiere in seinem Revier. Dabei schloss er Freundschaft mit den Wildschweinen und verbrachte bis 1966 täglich viele Stunden bei ihnen. Die Tiere nahmen nicht nur ihn, sondern nach einiger Zeit auch seine Frau Karin und Töchterchen Edith in ihren Familienverband auf. Schließlich wurde die Freundschaft so innig, dass Finke seine Waffen niederlegte und das Jagen aufgab. Seine berührenden Geschichten von „Pfiffiküsschen“, „Hamsterbäckchen“, „Attila“, „große Bärin“, „Schmausi“, „Wolli“ und vielen anderen Schweinefreunden wurden regelmäßig in der Zeitschrift „Das Tier“ veröffentlicht und gaben einem großen Publikum erstmals Einblick in das komplexe Sozial- und Gefühlsleben dieser intelligenten und faszinierenden Tiere. Bedeutende Tierforscher wie Konrad Lorenz, Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann zollten ihm höchste Anerkennung. 1963 ernannte ihn Konrad Lorenz respektvoll gar zum „Keiler h. c.“.
Vertrauen Richard Finke wurde von der ganzen Rotte akzeptiert und streifte mit ihr durch den Wald. Alle, selbst die starken Keiler liebten es, wenn er sie hinter den Ohren kraulte. Die Bachen stellten ihm regelmäßig ihren Nachwuchs vor, so dass die Frischlinge von Geburt an Vertrauen zu ihm hatten. Finke war immer wieder gerührt, wenn die ganze Rasselbande auf seinen Ruf hin „pürzelwedelnd“ angerannt kam und ihn manches Mal mit zarten Rüssel-Küsschen willkommen hieß. Der halbblinde „Benjamin“ (der eigentlich eine Sie war) war einer der zutraulichsten und sensibelsten.
Finke berichtet: „Am 1. August nahm er mir die ersten Äpfel von der Hand, sanft und esellieb. Er hat es nie ‚lernen‘ müssen, er konnte es von Natur. Wenn er die Handvoll aufgeschnurpst hatte, stieß er mich leisemit der Nase an: ‚Mehr!‘ ‒ Mitte August war er bereits so ‚verrückt‘ in Pflaumen, dass er sie schnappte, meine Tasche untersuchte und am 21. August sein rechtes Bockfüßchen auf mein linkes Knie stemmte und mit der Tüte Pflaumen abhaute, während ‚Borstenbärchen‘ zwischen meinen Füßen Birnen stahl.“
Musikliebe Eines Abends beobachtete Finke vier Überläufer (Halbwüchsige), die beim ersten Akkord eines Kurkonzertes im nahegelegenen Karlshafen mit einem Ruck stehen blieben, die Köpfe hoben und lange wie angewurzelt verharrten. Dann duckte sich einer nach dem andern auf den Erdboden und das vierbeinige Publikum lauschte eine volle Stunde lang gebannt der Musik. Erst als der letzte Ton verklungen war, erhoben sie sich und verschwanden langsam im angrenzenden Dickicht. Noch zweimal erlebte Finke eine ähnliche Begebenheit. Beide Male verharrten die Tiere beim Einsetzen der Musik reglos, lauschten hingebungsvoll und lösten sich erst wieder aus ihrer Versunkenheit, nachdem das Konzert beendet war. „Jedesmal“, so Finke, „ hatten sie auf deckungsloser Fläche eine ganze Stunde lang die Musik der Nahrungssuche vorgezogen!“
Furcht und Schrecken Ganz anders reagierten die Schweine dagegen auf Autohupen, die einen ähnlichen Dreiklang wie Jagdhörner hatten. Sie hoben alarmiert die Köpfe, wurden immer unruhiger und ließen sich auch nicht durch Finkes tröstendes Zureden beruhigen, das sonst seine Wirkung nie verfehlte. Es gab kein Halten mehr und die Tiere verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Finke war erschüttert, wie tief die böse Erfahrung saß: „Also ‚wissen‘ sie doch, was ihnen bevorsteht, wenn solche ‚Musik‘ an ihre Ohren dringt.“
Obwohl Finke seine Schützlinge nach Kräften vor allem Unheil zu bewahren versuchte, verlor er so manches Tier durch Unglücksfälle und bei den jährlich stattfindenden Treibjagden. „Mauricia“, eine der führenden Leitbachen wurde, wie es leider so oft geschieht, lediglich angeschossen. Die Kugel zerschmetterte ihr ein Gelenk und erst am nächsten Tag organisierten die Jäger eine Nachsuche. „Ich darf nicht daran denken, was sie gelitten hat!“ bemerkt Finke in seinem Buch. „Der Schrecken der Jagd und der Nachsuche müssen so groß gewesen sein, dass unsere Rotten drei Abende ausblieben. Welch nachhaltigen Schock musste das Treiben für die klugen und guten Tiere bedeuten, und wie hoch war es ihnen anzurechnen, dass sie uns dennoch treu blieben, ihre bösen Erfahrungen nicht uns entgelten ließen.“
Fürsorge und Mitgefühl Eines Nachts bei heftigem Schneetreiben wanderte der Autor mit seinen drei „Getreuesten“ durch unwegsames Gelände. Plötzlich versank er bis zur Brust in einem großen schneeverwehten Erdloch, aus dem er ohne Hilfe kaum herausgekommen wäre. Seine vierbeinigen Begleiter standen kurze Zeit ratlos am Rand des Kraters um ihn herum. Dann tasteten sie sich vorsichtig zu ihm hinunter und versuchten, ihn mit ihren Nasen aus seiner halb sitzenden Position anzuheben. Er krallte sich in ihren langen Rückenborsten fest und schon zogen die klugen Tiere ihn aus dem Trichter heraus!
Ein anderes Mal – wieder bei eisigem Wetter und Schneeglätte ‒ kam „Maxel“ ihm und seiner Frau Karin zur Fütterungszeit entgegengelaufen. Während er sonst nicht schnell genug den Rüssel in den Futtereimer stecken konnte, den Frau Finke bei sich trug, ignorierte er ihn diesmal völlig. Er stellte sich quer vor sie hin, was bedeutete: „Stehen bleiben, nicht weiter!“ Sie verstand sofort, denn der Weg zum Futterplatz führte über eine tiefe Schlucht. Sie griff in seine Borsten und „wie ein treuer Bernhardiner am Halsband“ führte er sie schrittweise und vorsichtig den vereisten Abhang hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf, wo die anderen hungrigen Mäuler auf ihre Verköstigung warteten.
Finke war immer wieder beeindruckt, wie einfühlsam die Bachen ihre Frischlinge trösteten. So beobachtete er einmal eine rührende Szene: Vier der Kleinen lagen müde und eng zusammengekuschelt unter einem Busch, während die Bachen zu seinen Füßen schmausten. Sobald sich jedoch im Nest etwas regte, ging eine von ihnen hin, stupste die Knirpse mit ihrer Nase mal hier, mal dort und ließ einen unnachahmlichen Beruhigungsgesang vernehmen. Finke deutete diese mütterlichen Laute als „Schlaft, Kindchen, schlaft - es ist alles gut - wir sind ja bei euch“ – und prompt beruhigten sich die Sprösslinge auch wieder.
Ausklang Als im September 1966 ein überreiches Eichel- und Bucheckern-Mastjahr einsetzte, erschienen die Wildschweine nicht mehr zur Fütterung. Hatten sie Familie Finke früher mit „lautem Quengelkonzert empfangen, blieb jetzt alles totenstill, weit und breit“. Drückjagden, die den Familienverband auseinandersprengten und die Vermischung mit einer anderen Rotte, die das Revier verlassen hatte, taten ein Übriges. „Nach sieben Jahren beglückender, aber auch sorgenvoller Zeiten voll tief rührender Erlebnisse“, blieben nur einige wenige zahme Tiere übrig. Der Bürgermeister von Karlshafen schlug vor, sie in den kleinen städtischen Zoo aufzunehmen. Doch dies hat Finke dankend abgelehnt.
„Unsere so wandergewohnten, die Freiheit der Weite liebenden Freunde in einem engen Gehege einzusperren, widerstrebte uns allzusehr. Ich bin selbst drei Jahre in Gefangenschaft gewesen“, schreibt Finke.
Quelle: Richard Finke. Auf Tuch- und Borstenfühlung. Tagebuch eines „Keilers h.c.“. Mit einem Geleitwort von Professor Heinz Sielmann. 1. Aufl., Oberviechtach, 1998
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